SITZEN WIE AUF WOLKE 7
ROLF BENZ KUMO BY BECK DESIGN
Beck Design – das sind Silja und Norbert Beck, eines der erfolgreichsten Designer-(Ehe-)Paare Deutschlands. Ihre jüngste Sofa-Kreation, Rolf Benz KUMO, präsentiert sich mit konsequent organischen Rundungen. Kompromissloser Sitzkomfort ohne Ecken und Kanten. Das variationsfreudige Sofa-Programm feierte auf der Rolf Benz Hausmesse im Herbst 2021 Premiere. Ein Besuchermagnet. Wir unterhielten uns mit dem Designer-Duo über ihre Liebe zum handwerklichen Arbeiten, die Symbiose von Berufs- und Privatleben und die inspirierende Kraft der Natur.
Silja und Norbert, ihr arbeitet schon länger mit Rolf Benz zusammen. Wie kam es zu der Kooperation und warum passt das so gut?
Norbert: Die Zusammenarbeit mit Rolf Benz besteht schon seit über 20 Jahren. 1997 ergab sich erstmals die Gelegenheit, einen Entwurf für einen Auszugstisch zu präsentieren. Ein Jahr später kam der Tisch auf den Markt und der Anfang war gemacht. Ich erinnere mich immer gerne an diese besondere Anfangszeit zurück. Damals saß Rolf Benz noch persönlich mit am Tisch und sprach leidenschaftlich über die DNA seiner Marke. Eine ganz besondere Zeit.
Silja: Über die Jahre hat sich Rolf Benz kontinuierlich weiterentwickelt und erneuert. Ein Prozess, an dem wir immer gerne mitgewirkt haben – bis zum heutigen Tag. Mit der Zeit ist so eine sehr enge und vertrauensvolle Partnerschaft entstanden, die wir sehr schätzen. Sicher auch, weil es bei Rolf Benz bei aller Innovationsfreude immer klare Prinzipien gab, die nie zur Diskussion standen. Zum Beispiel der hohe Qualitätsanspruch rund um die Produktgestaltung. Das verbindet uns mit der Marke Rolf Benz und ist so eine Art gemeinsamer Nenner.
Gibt es unter den Produkten, die ihr bisher für Rolf Benz entworfen habt, auch so etwas wie ein Lieblingsmöbel?
Silja: Ich persönlich liebe den Sofa-Klassiker Rolf Benz MIO. Ein wirklich sehr, sehr gemütliches Sofa, das nicht ohne Grund seit Jahren bei uns zu Hause im Wohnzimmer steht. Aber die neue Sofakreation Rolf Benz KUMO und die neuen Stühle Rolf Benz NOA finde ich schon auch richtig klasse.
Norbert: Ich kann mich nur schwer auf ein absolutes Lieblingsstück festlegen. Aber zu meinen Favoriten zählen auf jeden Fall die Sofaprogramme Rolf Benz 50, Rolf Benz MIO und das neue Rolf Benz KUMO. Kurz: Sofas mit Charakter.
Apropos Rolf Benz KUMO: Was ist das Besondere daran?
Norbert: Rolf Benz wünschte sich ein organisches Sofaprogramm. Deshalb haben wir dafür gesorgt, dass die Außenseiten bei Rolf Benz KUMO fließend und harmonisch ineinander übergehen. Die einzelnen Elemente folgen in jeder Kombination einer definierten geschwungenen Linie. Diese Linie ist so konzipiert, dass das Sofa sowohl in Raumecken mit etwas Abstand zur Wand stehen kann, als auch völlig frei im Raum. Besonders wichtig war uns, dass es überall eine gute Figur abgibt. In großzügigen, lichtdurchfluteten Lofts. Aber auch in kleineren Räumen. Deshalb haben wir hier ganz bewusst auf allzu mächtige Polstervolumen verzichtet. Rolf Benz KUMO ist eine Symbiose aus organischer Formgebung und präziser Linienführung. Und wirkt luftig leicht und elegant.
Silja: Aber was wäre gutes Design ohne den entsprechenden Komfort? Genau dafür sorgen die eingelegten Rückenkissen – für ein himmlisch bequemes Sitzgefühl. Deshalb passt der Name ja auch so perfekt. Schließlich ist „Kumo“ das japanische Wort für „Wolke“.
Gab es bei der Entwicklung von Rolf Benz KUMO besondere Herausforderungen?
Silja: Eine der größten Herausforderungen war sicher die Herausarbeitung der organischen Linienführung mit dem fließenden Übergang vom Rücken zum Sitz. Auch in der Produktion ist dafür letztlich großes handwerkliches Geschick gefragt. Es gab aber noch einen weiteren herausfordernden Aspekt. Laut Aufgabenstellung sollten alle einzelnen Elemente immer auch alleine im Raum stehen und für sich wirken können. Das war nicht ganz einfach, aber es ist uns am Ende doch erstaunlich gut gelungen. Besonders die Relax-Inseln sind in Ihren unterschiedlichen Größen und Ausführungen geradezu prädestiniert für starke Soloauftritte. Im Zusammenspiel der Einzelelemente lassen sich dann wiederum sehr reizvolle Face-to-Face-Szenarien kreieren.
Nehmt uns mit auf eurem Weg vom Briefing bis zur Präsentation. Wie läuft das ab?
Norbert: Das ist ein längerer Prozess. Im Rahmen eines ausführlichen Briefing-Gesprächs kommen erst mal sämtliche Themen auf den Tisch. Dazu gehört zum Beispiel die Machart des Sofaprogramms. Wir besprechen, welche Leder oder Bezugsstoffe zum Einsatz kommen sollen. In welcher Preislage sich das Sofaprogramm bewegt. Und natürlich wird auch die Zielgruppe genau beleuchtet.
Silja: Wenn dann schließlich alle wichtigen Punkte mit dem Design-Management von Rolf Benz besprochen sind, denken wir erst mal nach. Und zwar in alle möglichen Richtungen. Dafür nehmen wir uns in der Regel ein bis zwei Tage Zeit.
Norbert: Diese erste Phase der thematischen Annäherung ist mitunter auch die schwierigste. Es ist ein ständiges hin und her. Ein Ausloten von Möglichkeiten. Und ein hoher Rechercheaufwand. Wir fertigen erste Skizzen an und arbeiten erste Details aus. Anhand dieser Details lässt sich das Produkt später charakterisieren.
Silja: Und irgendwann ist er dann da: der magische Moment, wenn sich plötzlich dieses „Das-ist-es-Gefühl“ einstellt. Ab diesem Zeitpunkt ist der Arbeitsablauf dann auch etwas geregelter. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Arbeit damit zur Routine und weniger spannend wird. Im Gegenteil: Norbert beginnt nun damit, aufwändige Modelle zu bauen. Ich beschäftige mich derweil ausführlich mit der Systematik des Sofaprogramms.
Norbert: Am Tag der Präsentation, liegt dann jede Menge Arbeit hinter uns. Wir haben das Konstruktionsprinzip herausgearbeitet und die Machbarkeit der Details geklärt. So können wir sehr wirklichkeitsgetreue Modelle und Grundrissplanungen präsentieren. Eine gute und vor allem sehr anschauliche Diskussionsgrundlage.
Ihr legt beide großen Wert auf die Modellerstellung. Warum ist euch das so wichtig?
Silja: Um eine Idee zu visualisieren und den Designansatz zu vermitteln gibt es unterschiedliche Wege. Norbert und ich lieben beide die handwerkliche Arbeit. Deshalb wählen wir meistens den Weg über den Modellbau. Die Haptik und das reale dreidimensionale Erleben eines Möbelmodells sind aus unserer Sicht einfach nicht zu toppen. Auch nicht mit dem aufwändigsten Rendering. Unsere Modelle zum Anfassen kommen nicht nur bei Präsentationen gut an, sondern geben uns auch die notwendige Sicherheit in Sachen Proportionen und Machbarkeit.
Norbert: Unsere Vorliebe für den Modellbau hat tatsächlich auch ganz praktische Gründe. Ein entscheidender Vorteil ist, dass man oft schon in der Modellbauphase auf die gleichen Herausforderungen stößt, die später auch im Herstellungsprozess eine entscheidende Rolle spielen können. Damit die Modelle möglichst realitätsnah sind, haben wir in unserem Atelier professionelle Holzbearbeitungsmaschinen, Metallbearbeitungswerkzeuge, eine Lackiereinrichtung und natürlich diverse Nähmaschinen. Und auch unser 3D-Drucker leistet immer wieder gute Dienste.
Ihr lebt in der Nähe des Bodensees. Wie wichtig ist die Umgebung für eure Arbeit als Designer?
Silja: Wir fühlen uns in dieser ländlich geprägten Region sehr wohl und genießen die Nähe zur Natur. Daraus erwächst eine Ruhe und Achtsamkeit, aus der wir Kraft für die schöpferische Arbeit gewinnen. Es ist unser persönlicher „way of life“ und fühlt sich für uns irgendwie stimmig und gut an.
Gemeinsam leben und arbeiten unter einem Dach. Warum funktioniert das bei euch so gut?
Silja: Wir hatten beide schon immer das große Bedürfnis, unser Umfeld nach unseren eigenen Vorstellungen zu gestalten. Da ist es tatsächlich schwer, eine klare Trennlinie zwischen Beruf und Freizeit zu ziehen. Das wollen wir aber auch gar nicht. Deshalb kommt es schon manchmal vor, dass wir an einem verregneten Sonntag beide im Atelier oder Büro zu finden sind. Allerdings vermeiden wir es, in unserem Wohnbereich geschäftliche Dinge zu besprechen. Solange unsere Kinder noch bei uns gewohnt haben, war uns das ganz besonders wichtig. Aber auch jetzt halten wir uns in der Regel noch an diese Abmachung.
Norbert: Nicht zu unterschätzen ist auch der enorme Zeitgewinn, der sich aus der unmittelbaren Nähe zu unserem Arbeitsplatz ergibt: 5 Sekunden Arbeitsweg – das macht uns so schnell niemand nach.
Was zeichnet euer Design aus? Worauf legt ihr bei eurer Arbeit besonderen Wert?
Norbert: Langlebigkeit ist zwar ein extrem strapazierter Begriff, aber wir nehmen das Thema wirklich sehr ernst. Die Menschen geben eine Menge Geld für gute Möbel aus. Deshalb haben sie auch ein Recht darauf, dass die gekauften Möbelstücke auch nach zehn Jahren noch einwandfrei funktionieren und auch optisch noch etwas hermachen. Wir sind immer bestrebt, keine Durchschnittspolstermöbel zu entwerfen, sondern hochwertige Qualitätsmöbel mit einem eigenen Charakter. Wenn man Sofas wie Rolf Benz MIO, Rolf Benz 50 oder Rolf Benz KUMO anschaut, wird sehr schnell klar, was damit gemeint ist.
Norbert, du warst früher Werk- und Kunstlehrer. Wie kamst du zum Möbeldesign?
Norbert: Schon in Kindheitstagen habe ich immer gerne gewerkelt. Die Voraussetzungen dafür waren perfekt, denn mein Vater war gelernter Zimmermann und Schreiner. Das Interesse daran, Dinge selbst zu gestalten und zu bauen war also schon vor meiner Werk- und Kunstlehrer-Ausbildung vorhanden. Nach neun Jahren Schuldienst habe ich dann mit ersten ernst gemeinten Entwürfen den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Mein erster Entwurf war ein faltbarer Esstisch, den ich auch selbst herstellte. Den packten wir dann in den Kofferraum unseres Autos und verkauften ihn an diverse Möbelhändler. Irgendwann kam es zum Kontakt mit der ersten Möbelfabrik, für die dann in den Folgejahren verschiedene Entwürfe für Tische, Stühle, Betten und Regale entstanden sind.
Silja, was sind die Vorteile, wenn man als Ehepaar so eng zusammenarbeitet wie ihr.
Silja: Ein entscheidender Vorteil ist sicher, dass man als Duo immer die Gelegenheit hat, sich intensiv auszutauschen. Gerade im Entwurfsprozess oder in der Diskussion über neue Entwürfe kann man die Designidee gemeinsam schärfen und weiterentwickeln. Da hilft der berühmte Blick von außen manchmal sehr. Zudem kann man sich in jeder Projektphase gegenseitig unterstützen. Ein gutes Gefühl. Gerade, wenn es hektisch wird und es mal wieder hoch hergeht.
In der aktuellen Situation verbringen viele Menschen deutlich mehr Zeit zu Hause. Welchen Einfluss hat diese Entwicklung auf das Wohnen?
Norbert: Die viele Zeit, die die Menschen zuletzt in den eigenen vier Wänden zugebracht haben, hat sicherlich den Blick für die eigene Umgebung geschärft. Das Bedürfnis, es sich zu Hause schön und gemütlich zu machen, ist dadurch deutlich gewachsen. Ebenso wie die Bereitschaft mehr Geld für schönes Wohnen auszugeben. Ob das langfristig so bleibt, wird sich zeigen.
Wie steht ihr zum Thema Nachhaltigkeit?
Silja: Dieses Thema liegt uns sehr am Herzen. Wir versuchen unsere Arbeit so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Als erstes setzen wir auf Langlebigkeit in Sachen Form und Optik. Dabei achten wir genau darauf, dass unsere Produkte modern, aber nicht modisch rüberkommen. Bei unseren Entwürfen verzichten wir nach Möglichkeit auf verklebte oder Kompositmaterialien. So lassen sich später die einzelnen Stoffe besser trennen und recyceln. Energieintensive Materialien wie Aluminium setzen wir nicht mehr zur reinen Dekoration ein, sondern nur noch dort, wo es wirklich sinnvoll ist. Zum Beispiel aus statischen Gründen. Und auch bei der Auswahl unserer Auftraggeber achten wir darauf, dass das Thema Nachhaltigkeit ernst genommen und berücksichtigt wird. Rolf Benz ist diesbezüglich äußerst engagiert und vorbildlich. Das freut uns natürlich sehr.
Norbert: Generell achten wir sehr darauf, unseren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Mit unserer Photovoltaik-Anlage können wir rechnerisch zum Beispiel unseren gesamten Jahresstrombedarf decken, inklusive E-Auto.
KUMO bedeutet japanisch so viel wie „Wolke“. Was ist eure persönliche Wolke 7?
Silja: Meine Wolke 7 ist definitiv unser Zuhause und unser Garten. Das genieße ich sehr.
Norbert: Dem kann ich mich nur anschließen. Und Segeln. Das macht den Kopf so schön frei für neue Ideen.
Vielen Dank, Silja und Norbert. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
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