ROLF BENZ JAZ –
DA IST MUSIK DRIN
Seit Jahren begeistert der Star-Designer und Wahl-Mailänder Toan Nguyen die Interior-Branche mit wegweisenden Kreationen. Minimalistisch, funktional, stilsicher und ästhetisch – seine Arbeiten sind perfekt komponierte Meisterwerke. So auch sein neues Sofa Rolf Benz JAZ, das auf der DesignWeek 2024 in Nagold Premiere feierte und beim Publikum großen Anklang fand.
Ein Gespräch über tonangebendes Design.
Toan Nguyen, Rolf Benz JAZ ist Ihr neuestes Sofa für ROLF BENZ. Was macht dieses Modell so besonders und für welche Art von Räumen ist es gedacht?
Rolf Benz JAZ besticht durch Leichtigkeit und Flexibilität – bei kompromisslos gutem Sitzkomfort. Der konzeptionelle Grundgedanke von Transparenz und Offenheit zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Kollektion. Mit Rolf Benz JAZ wird der Raum zum Protagonisten. Das Sofa integriert sich perfekt in offene Raumstrukturen und überlässt der Architektur souverän die Bühne. Es harmoniert mit unterschiedlichsten Umgebungen und Grundrissen. Und passt damit perfekt zum immer dynamischer werdenden Leben der Menschen. Das streng Formelle hat ausgedient. Was dagegen heute immer wichtiger wird, ist Flexibilität. Auch im Einrichtungsbereich. Deshalb war es uns sehr wichtig, dass Rolf Benz JAZ in verschiedenen Raumkontexten flexibel eingesetzt werden kann.
„JAZ“ – was bedeutet der Name und wie spiegelt er sich im Sofa-Design wider?
Der Name „JAZ“ spielt auf ein sehr freies und lebendiges musikalisches Genre an. Genau wie die Jazz-Musik präsentiert sich auch Rolf Benz JAZ losgelöst von klassischen Konventionen. Das Ergebnis ist ein Qualitätsprodukt, das durch enorme Flexibilität und informelle Leichtigkeit begeistert. Zudem passt „JAZ“ vom Klang her auch gut zu den anderen Kollektionsnamen im ROLF BENZ Programm.
Wie verlief der Designprozess von der ersten Idee bis zum fertigen Sofa?
Meine Projekte beginnen eigentlich immer mit einem offenen Austausch mit dem Kunden. Für Rolf Benz JAZ gab es von Anfang an einen klaren Auftrag: Das neue Modell sollte einen Kontrapunkt zu den bestehenden Kollektionen im aktuellen Katalog setzen. Auf dieser Grundlage startete ich mit dem Skizzieren der Entwürfe und machte mich danach gemeinsam mit meinem Team an die 3D-Modellierung. Anschließend prüften wir das Konzept – ein System aus unterschiedlichen Polsterteilen. Dafür haben wir verschiedene Konfigurationen von klein bis groß durchgetestet. Das hilft sehr dabei, die Funktionalität und Praktikabilität besser zu erfassen. Zudem ist es auch immer eine Art Stresstest, um sicherzustellen, dass das Design und die Kompositionen verschiedensten Wohnsituationen gerecht werden. Nach der Präsentation ging der Entwicklungsprozess dann in enger Zusammenarbeit mit ROLF BENZ weiter – vom Prototyping bis hin zu Live-Reviews, wo Details wie Strukturauswahl, Verarbeitung, Kissenformen, Nähte und Abmessungen gecheckt und diskutiert werden.
Wie war es, als Sie Rolf Benz JAZ das erste Mal als Prototyp live am Produktionsstandort in Mötzingen gesehen haben?
Ein magischer Moment. Das Produkt zum ersten Mal real vor sich zu sehen, ist durch nichts zu ersetzen. Der erste Prototyp haucht einer Idee Leben ein. Oft geht die Arbeit dann erst richtig los. In diesem Fall war uns aber sehr schnell klar, dass wir mit dem Prototyp das gewünschte Ergebnis bereits zu 90 Prozent erreicht hatten. Abgesehen von einigen Feinabstimmungen. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass mein Team und ich schon in der Entwurfsphase viele Details berücksichtigt haben. Ein raffiniertes, gut durchdachtes und tragfähiges Design ist mir grundsätzlich sehr wichtig. Darum investiere ich bei jedem Projekt viel Zeit und Energie in unsere interne Entwicklungsarbeit. Ein guter Blick für die Feinheiten ist aus meiner Sicht essenziell, denn gerade die Details machen das Produkt am Ende aus.
Welche Materialien haben Sie für Rolf Benz JAZ ausgewählt? Gibt es diesbezüglich irgendwelche Charakteristika?
Was bei Rolf Benz JAZ besonders hervorsticht, ist der grazile Rahmen. Er ist aus Aluminium gefertigt und verbindet strukturelle Stabilität mit einer einzigartigen Leichtigkeit im Design. Bei der Polsterung haben wir auf klassische Materialien gesetzt. Zur Auswahl stehen verschiedene hochwertige Stoffqualitäten sowie feinstes Leder.
Das Sofa bietet raffinierte Komfort- und Anpassungsoptionen. Welche Überlegungen stecken hinter den Features?
Bei Rolf Benz JAZ haben wir großen Wert auf Flexibilität und Bewegungsfreiheit gelegt. So lassen sich die beweglichen Rücken- und Armlehnen schnell und einfach auf individuelle Vorlieben anpassen und sorgen damit für maßgeschneiderten Sitzkomfort. Ob formell und aufrecht oder doch eher loungeartig und entspannt – Rolf Benz JAZ erfüllt mit seinen zwei Sitzkomfortoptionen unterschiedlichste Bedürfnisse und ermöglicht damit eine faszinierend flexible kontext- oder tageszeitbezogene Nutzung.
Wie lange arbeiten Sie schon mit ROLF BENZ zusammen und gibt es ein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Wir arbeiten seit etwa acht Jahren mit ROLF BENZ zusammen. Was mir spontan als erstes in den Sinn kommt, ist Rolf Benz YOKO. Es ist die allererste Outdoor-Kollektion, die ROLF BENZ auf den Markt gebracht hat – und damit natürlich ein ganz besonderes Projekt für alle Beteiligten.
Sie leben und arbeiten in Mailand. Wie beeinflusst diese Umgebung Ihr Wirken als Designer?
Mailand ist sehr inspirierend. Es ist die Stadt des Designs – und wirkt definitiv stimulierend und kreativitätsfördernd. Allerdings glaube ich auch fest an die Kraft des unmittelbaren Arbeitsumfeldes, unabhängig vom geografischen Kontext. So war es mir zum Beispiel schon immer extrem wichtig, zusammen mit meinem Team in einem gemeinschaftlich genutzten Designbüro zu arbeiten. Ein Ort, der Kreativität atmet und der Entwicklung wegweisender Projekte dient. Dieses Idealbild hat sich durch die Pandemie und den Lockdown in den letzten Jahren bei mir noch verfestigt.
1995 sind Sie nach Mailand gezogen. Was hat Sie dazu bewogen?
Schon während meines Studiums in Paris verspürte ich den Drang, die Welt des Designs über meine eigenen Grenzen hinaus zu erkunden. Italien und insbesondere Mailand waren schon immer wichtige Referenzpunkte für gutes Design. Gerade wenn es um Möbeldesign und die damit verbundene Handwerkskunst geht, kann man hier enorm viel lernen.
Toan, wie kamen Sie überhaupt zum Design?
Der Wunsch, später einmal als Designer zu arbeiten, kam schon in meinen frühen Schuljahren auf. Eine andere Option gab es für mich eigentlich nie. Tatsächlich ist meine Begeisterung für das Thema Design seit meinem 19. Lebensjahr und dem Beginn meiner Ausbildung bis zum heutigen Tag ungebrochen.
Was begeistert Sie an der Arbeit rund ums Möbeldesign?
Die Beziehung, die Menschen zu Design-Objekten und insbesondere zu ihren Möbeln aufbauen, fasziniert mich immer wieder. Möbelstücke schmücken unser Zuhause und schaffen ganz persönliche Räume, die jeder von uns anders erlebt. Die persönliche Einrichtung löst immer auch Emotionen aus und lässt niemanden gleichgültig. Das beeindruckt mich immer wieder.
Was ist Ihnen bei Ihren Designprojekten wichtig?
Mir geht es vor allem darum, die Zielgruppe im Blick zu behalten und jedes Projekt passgenau auf die Kundenbedürfnisse zuzuschneiden. Dabei ist mir sehr wichtig, dass jedes neue Design einzigartig ist. Jedes Projekt wird von uns individuell angegangen. Standard-Designlösungen gibt es bei uns nicht.
Wie integrieren Sie Nachhaltigkeitsaspekte in Ihre Designs und welchen Stellenwert hat dieses Thema für Sie?
Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Möbelbranche sehr präsent und inzwischen nicht mehr wegzudenken. Wenn wir über Design sprechen, sprechen wir auch immer über die Materialien, die Produktion, den Transport und alles, was sonst noch direkt mit dem Thema Nachhaltigkeit in Verbindung steht. Mir ist es daher immer besonders wichtig, die späteren Produkte bereits zu Beginn des kreativen Prozesses unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit zu denken. Rolf Benz JAZ basiert zum Beispiel auf einem sehr durchdachten Fertigungskonzept. Wir haben jeden einzelnen Punkt intensiv beleuchtet und uns überlegt, wie wir unser Design möglichst nachhaltig gestalten können. Ich glaube, wir befinden uns derzeit in einer historischen Periode und erleben momentan eine Gegenentwicklung zur Nachkriegszeit, in der der Konsum im Mittelpunkt stand. Deshalb muss das Credo aus meiner Sicht heute eher lauten: Nicht mehr, sondern besser produzieren!
Welche Trends oder Entwicklungen im Möbeldesign erwarten Sie für die kommenden Jahre?
Hochwertiges Design ist zum Glück weitestgehend unabhängig von Trends. Aber natürlich werden Themen wie Nachhaltigkeit in den kommenden Jahren auch bei der Designentwicklung eine immer wichtigere Rolle spielen.
Welche Designer oder Künstler haben Sie im Laufe Ihrer Karriere besonders inspiriert?
Da fallen mir Designer wie Jean Prouvé, Poul Kjaerholm und natürlich Charles Eames ein. Wenn es um Künstler und Fotografen geht, haben auch Pierre Soulages, Donald Judd und Michael Kenna meine Karriere maßgeblich beeinflusst. Doch das sind nur einige von vielen kreativen Köpfen aus zeitgenössischen und vergangenen Epochen, die mich auf meinem Weg inspiriert haben.
Vielen Dank für das Gespräch, Toan. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Freude, Begeisterung und Erfolg bei der Komposition tonangebender Designmöbel.